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Ratgeber

Wie können Sie helfen?

Es gibt viele Möglichkeiten, die Verständigung mit Menschen mit Behinderungen zu erleichtern und ihnen in ihrem Alltag zu helfen. Hier sind einige Richtlinien, die das Zusammenleben mit den Betroffenen erleichtern sollen.

  • Tipps für eine bessere Kommunikation mit Menschen mit Trisomie 21

    • Auf Augenhöhe und mit Blickkontakt Kontakt zu einer Person aufnehmen
    • Beim Gespräch darauf achten, wie diese Person kommuniziert, und sich an daran anpassen.
    • Bei Bedarf vereinfachte Sätze nutzen und keine langen und komplizierten Fragen stellen
    • Bei Bedarf nonverbale Kommunikation nutzen
    • Sich mit Empathie und Geduld auf den Gesprächspartner einlassen, der eher dazu neigt, intuitiv und emotional zu reagieren
    • Nicht mit einer anderen Person über die Person mit Trisomie 21 reden, wenn diese anwesend ist, sondern die Person direkt persönlich ansprechen.
  • Tipps für eine bessere Kommunikation mit gehörlosen oder schwerhörigen Menschen

    • Fragen Sie die Person mit Hörbehinderung, in welcher Sprache sie kommunizieren möchte.
    • Sprechen Sie langsam und deutlich und artikulieren Sie deutlich.
    • Bilden Sie kurze und einfache Sätze.
    • Halten Sie während des Gesprächs Blickkontakt.
    • Schreiben Sie ggf. die wichtigsten Informationen auf, die Sie der Person mitteilen möchten.
  • Tipps für eine bessere Interaktion mit einer sehbehinderten Person

    Eine schwangere Frau an der Supermarktkasse vorzulassen, einer älteren Person in öffentlichen Verkehrsmitteln den Platz zu überlassen oder ihr beim Überqueren der Straße zu helfen – all dies sind (normalerweise!) selbstverständliche Handlungen im Alltag. Aber was ist mit sehbehinderten oder blinden Menschen? Wir trauen uns vielleicht weniger, ihnen diese kleinen Gesten zu zeigen, weil wir nicht wissen, wie wir uns verhalten sollen. Hier sind einige Tipps, damit Sie beim nächsten Mal nicht mehr zögern müssen.

    Jemandem bei der Fortbewegung begleiten

    1. Wenn Sie eine sehbehinderte oder blinde Person begleiten, sollten Sie sich immer zuerst an sie wenden. Um den Kontakt mit dem Arm herzustellen, berühren Sie die Person leicht und fordern sie auf, sich an Ihrem eigenen Arm festzuhalten.
    2. Achten Sie darauf, dass ihr Arm einen Winkel von 90° bildet, damit die Distanz stimmt.  Achten Sie bei einem Richtungswechsel darauf, dass der 90°-Winkel eingehalten wird.
    3. Das Schritttempo wird von der zu führenden Person bestimmt.
    4. Um eine 180°-Richtungsänderung anzukündigen, verwenden Sie die freie Hand, um die sehbehinderte Person weiter zu führen, während der Kontakt mit dem Arm unterbrochen wird. Nachdem sich beide Personen umgedreht haben, stellen Sie den Kontakt mit dem Arm wieder her.
    5. Strecken Sie den Führungsarm an engen Stellen nach hinten, in den Rücken. Wenn die Distanz zu kurz ist, kann der Führungsarm am Handgelenk gegriffen werden.  Führen Sie den Arm am Ende langsam wieder nach vorne.


    Treppen hinunter- oder hinaufgehen

    • Gehen Sie auf Treppen sehr langsam und überlegt vor. Verlangsamen Sie das Tempo, kündigen Sie die Treppe rechtzeitig an (ob sie nach oben oder unten führt, ob sie lang oder kurz ist, ob sie breite oder schmale Stufen hat, ob sie gerade oder gewendelt ist …). Bleiben Sie am Anfang der Treppe kurz stehen. Legen Sie die Hand der begleiteten Person auf das Geländer. Wenn die Begleitperson die Treppe allein hinaufgehen möchte, bleiben Sie in der Nähe, um im Notfall eingreifen zu können.

     

    Einen freien Platz anzeigen

    • Um einer sehbehinderten oder blinden Person einen freien Platz anzuzeigen, können Sie ihre Hand auf die Rückenlehne des Sitzes oder Stuhls oder auf die Sitzfläche legen.


    Essen

    1. Nachdem die Begleitperson auf den Stuhl gezeigt hat, kann sich die zu führende Person an den Tisch setzen. Es ist wichtig, dass die sehbehinderte oder blinde Person parallel zur Tischkante sitzt.
    2. Ein Tischset erleichtert ihr die Erkundung und Organisation ihres Platzes.
    3. Bei Personen mit eingeschränkter Sehkraft sollte ein Tischset verwendet werden, das einen guten Kontrast zur Tischoberfläche und zum Geschirr aufweist.
    4. Erklären Sie der betroffenen Person, welche Gegenstände sich auf dem Tisch befinden und wo genau sie hingehören.
    5. Wenn sie die Gegenstände auf dem Tisch ertastet, sagen Sie ihr, worum es sich handelt, um ihr die bestmögliche Orientierung zu geben.
    6. Ordnen Sie den Teller der betroffenen Person übersichtlich an und erklären Sie ihr im Uhrzeigersinn, was sich darauf befindet.
    7. Diese Erklärungen sind besonders wichtig, wenn Sie in ein Restaurant gehen.
  • 10 Tipps für eine bessere Interaktion mit einer Person mit körperlicher Behinderung

    • Ein Mensch wird nicht durch seine Behinderung oder eine invalidisierende Krankheit definiert, sondern durch seine Fähigkeiten, seine Persönlichkeit, sein Denken, Fühlen und Handeln.
    • Sprechen Sie die Person mit Behinderung direkt an und nicht die Begleitperson oder den Dolmetscher.
    • Sprechen Sie normal.
    • Begeben Sie sich, wenn möglich, auf Augenhöhe mit Ihrem Gesprächspartner.
    • Stellen Sie die Person in den Vordergrund und nicht ihre Behinderung – sie kann Vater, Mutter, Angestellter, Chef, Maler, Sportler, Politiker usw. sein.
    • Helfen Sie der Person nur, wenn sie Sie darum bittet.
    • Seien Sie geduldig und lassen Sie sie reden.
    • Wenn sie über ihre Behinderung sprechen möchte, wird sie das Thema von sich aus ansprechen.
    • Vermeiden Sie es, die Person zu bemitleiden.
    • Halten Sie Abstand: Auch ein Mensch mit Behinderung hat das Recht auf seine persönliche „Blase“.
  • Wie spricht man Menschen mit Multipler Sklerose (MS) oder einer versteckten Behinderung an?

    Susanna verrät uns ihre fünf besten Tipps:

    • Mitgefühl zeigen :
      Das Leben mit einer versteckten Behinderung kann manchmal schwierig sein – Sie sollten uns glauben, wenn wir Ihnen mitteilen, was wir fühlen oder wie wir uns fühlen. Werten Sie unsere Realität und/oder Erfahrung nicht ab, indem Sie antworten „So schlimm kann es doch nicht sein“. Ein wenig Einfühlungsvermögen und Mitgefühl reichen oft schon aus. Auf diese Weise fühlen wir uns weniger ausgegrenzt und auch ein wenig besser verstanden: Das ist mein Ratschlag Nummer 1.
    • Sich normal verhalten :
      Sie haben gerade erfahren, dass ein Freund, ein Familienmitglied oder ein Arbeitskollege Multiple Sklerose hat, und fragen sich nun, wie Sie sich ihr gegenüber verhalten sollen. Nun, das ist ganz einfach: Verhalten Sie sich ganz normal. Wir sind einfach menschliche Wesen – mit menschlichen Bedürfnissen. Respekt, Freundlichkeit und die „normalen“ Verhaltensweisen einer umgänglichen Person reichen völlig aus.
    • Arbeit zugänglich machen :
      Die Arbeit zugänglich zu machen, ist für Inklusion und Vielfalt von entscheidender Bedeutung. Wenn ein Kollege oder Angestellter z. B. aus der Ferne arbeiten oder näher an der Toilette sitzen möchte, müssen seine Bedürfnisse berücksichtigt und diese kleinen Änderungen vorgenommen werden.
      Manche Menschen mit MS benötigen Anpassungen in Bezug auf ihren Tagesablauf, ihre Arbeit oder ihre Arbeitsweise. Fernarbeit zum Beispiel ist eine praktikable Option für Menschen mit MS oder unsichtbaren Behinderungen, da sie dadurch länger in Vollzeit arbeiten können, was eine „Win-Win“-Situation für alle Beteiligten ist. Natürlich muss die Person mit MS oder unsichtbarer Behinderung damit einverstanden sein.
    • Uns als Erwachsene betrachten:
      Menschen mit MS oder unsichtbarer Behinderung sind keine Kinder. Sie möchten als vollwertige Erwachsene betrachtet werden. Wir wollen nicht beschützt, sondern verstanden werden. Wir wissen, dass dies gut gemeint ist, aber es ist angemessener, nach dem zu fragen, was wir brauchen. Außerdem sind einige von uns, die MS oder eine unsichtbare Behinderung haben, hoch qualifiziert und/oder haben außergewöhnliche Fähigkeiten. Man muss die Person sehen und nicht die Behinderung!
    • Nicht alle Menschen mit MS sind gleich:
      Multiple Sklerose ist eine Autoimmunkrankheit, die das zentrale Nervensystem befällt und sehr unterschiedliche Verlaufsformen hat. Nicht alle MS-Erkrankungen äußern sich auf die gleiche Weise. Die Symptome können variieren und/oder in unterschiedlichem Ausmaß auftreten.
      Wie geht man damit um? Auch hier ist es ganz einfach: Sie müssen nur auf die Person, die Ihnen gegenübersitzt, eingehen. Jeder Mensch kennt seine Bedürfnisse und weiß, wie sich seine Krankheit oder Behinderung auf ihn auswirkt. Daher sollte man sich die Zeit nehmen, ihm zuzuhören.
      Wenn wir mehr auf andere achten und unser Verhalten anpassen, können wir viele Dinge besser machen. Gemeinsam können wir es schaffen!
  • 12 goldene Regeln, um Menschen mit Autismus zu verstehen und besser zu begleiten

    • Autismus verstehen: Sich so gut wie möglich über Autismus informieren, gute Bücher lesen (Achtung: Im Internet findet man alles und das Gegenteil!).
    • Die Kommunikation an die Person anpassen:
      Sprache anpassen: klar und konkret sein, kurze und einfache Sätze verwenden (Unterstellungen, Ausdrücke, Wortspiele usw. vermeiden).
      Visuell sein: nonverbale Kommunikation nutzen; Bilder, Gegenstände und Piktogramme zeigen, um das Verständnis zu erleichtern.
      Konsequent sein: Die Körperhaltung, Mimik und Gestik, die man macht, sollte das Gesagte widerspiegeln.
    • Zeit lassen: Eine Information nach der anderen geben und geduldig auf die Antwort warten.
    • Den Alltag organisieren, indem man Zeit, Raum und Aktivitäten so weit wie möglich visualisiert: Je mehr der Alltag kodifiziert, antizipiert und visualisiert wird, desto leichter wird er für die Person mit Autismus.
    • Sinnesbesonderheiten berücksichtigen: visuelle, auditive, taktile, olfaktorische, geschmackliche, vestibuläre (Gleichgewichtssinn) und propriozeptive (Muskeln, Gelenke, Stellung der Gliedmaßen und deren Tonus usw.) Hypo- und Hypersensibilitäten.
    • Veränderungen vorwegnehmen: Vorhersehbarkeit schaffen, Ereignisse antizipieren, „Überraschungen“ vorbereiten, Unvorhergesehenes begleiten usw.
    • Motivieren Sie, indem Sie die Interessen der Person nutzen: Nutzen Sie die Stärken, um die Schwächen zu verbessern!
    • Klare und kohärente Regeln aufstellen, „Vereinbarungen“ treffen: für den Alltag, das Ausgehen, die Interaktion mit anderen; z. B. „Wenn ich morgens rechtzeitig aus dem Haus gehe, bekomme ich eine Belohnung“; sagen, was man tun soll, anstatt zu sagen, was man nicht tun soll.
    • Auf Auslöser für problematisches Verhalten achten: Es ist besser, herausforderndes Verhalten zu verhindern, als mit ihm umgehen zu müssen.
      Stereotypien/eingeschränkte Interessen einschränken, ohne sie ganz zu verbieten: einen zulässigen Rahmen schaffen; sie durch eine sozial angepasste Aktivität ersetzen usw.
    • Autonomie entwickeln: durch ein angepasstes Kommunikationssystem, Freizeitbeschäftigungen, die es ermöglichen, sich selbst zu beschäftigen, die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen, die Strukturierung von Zeit und Raum etc.
    • Integration fördern: in der Schule, im Sport und in der Freizeit usw.
    • Hilfe suchen: Wenn Sie Hilfe benötigen oder Fragen haben, sind die Fachleute der FAL da, um Ihnen zu helfen! Sie können Ihnen dabei helfen, eine visuelle Strukturierung einzuführen, die Kommunikation zu verbessern oder eine Kompetenzbilanz zu erstellen, um realistische Ziele für die Person mit Autismus festzulegen.